Sonntag, 31. Januar 2010

lieblingsgeschichten.♥


"Der Morgen danach.
Angst haben vor dem Morgen danach. Vor der Maske, vor der nur mühsam beherrschten Kunst der Verstellung, vor dem Normalen Angst haben, vor dem Frühstück mit fremden Gesichtern, vor dem Verzicht auf Dinge, Dinge die man gerne tun möchte, jetzt tun möchte und nicht darf- ein Brötchen schmieren zum Beispiel, Kaffee eingießen, fragen, wieviel Zucker möchtest du, fragen und dann für Immer die Zahl der Zuckerstücke wissen, damit etwas haben, etwas Greifbares haben, auch wenn es nur eine Zahl ist.- Und Angst haben vor dem Sich-teilen-müssen, vor dem Dingesagen, die man nicht sagen möchte, Angst haben, dass die Zeilen nicht mehr gesehen werden, jetzt im Tageslicht nicht mehr gesehen werden, die zwischen den Sätzen stehen, den banalen. - Und Angst haben vor dem Zuschlagen der Taxitür, dieses Zuschlagen als endgültig nehmen, es doppelbödig sehen, dem Geräusch nachlauschen, es hören wollen noch zwischen den Fahrgeräuschen des abfahrenden Autos, es wiederholen wollen, immer wieder, es hören wollen wie eine Platte, bei der der Saphir hängenbleibt. Es hören wollen, weil es das letzte Gemeinsame ist, das bleibt. -Und dann wegfahren müssen. Kilometer für Kilometer zwischen sich schieben, irgendwo ankommen, in einer fremden Stadt, durch diese Stadt laufen ohne Ziel, die Häuser hassen, weil es andere Häuser sind als gestern. Sie hassen, weil man sie gestern nicht wahrnahm, nichts wahrnahm überhaupt, nur den Schritten nachhorchte, den gemeinsamen, den Regen auf der Haut spürte, unter ihm hindurchlief, nur fühlte, dachte, aber nichts sah, keine Zeit hatte zu sehen. -
Und jetzt sehen muss, spüren muss, dass alles weh tut, die Straßen, die Leute, die Häuser. Dass sie weh tun, weil sie ungeschützt auftreffen mit ihren Geräuschen und Bildern. Ungeschützt, weil der Wattemantel, der mühsam geschneiderte, auch bisweilen erprobte, zerschlissen ist. Mit einem Male brüchig ist, nach einer Nacht, die Haut darunter noch brüchiger, fast aufgebraucht, nicht mehr da ist oder einfach zurückgelassen an einer Stelle, für die es keinen Namen gibt. - Und dann gehen müssen, ohne zu wissen, ob dies ein Boden ist, der trägt, Atmen müssen, ohne zuwissen, ob die Luft reicht. Denken, ohne zu glauben, dass da noch andere Gedanken sind als die, die gestern waren.- Und den Wunsch haben, aus dieser Stadt zu fleihen, einen Timetunnel zu haben nach gestern. Oder die Fähigkeit, Kilometer schrumpfen zu lassen, achtzig zu Null zu machen und dann nur die Hand auszustrecken zu brauchen, Gottvater zu sein und Adam zu erreichen, ihn zu berühren mit den Fingerspitzen, durch diese Berührung eine Öffnung zu haben, in sie einzudringen, in seinen Körper zu dringen, darin spazieren zu gehen, die Wärme des Blutes zu spüren, es pulsen zu sehen, wie am Ufer eines Flusses zu stehen und zu schauen, wie Blut fließt, wie Blut rauscht, träge und dunkelrot wie Barbera das eine, spritzig wie Lambrusco das andere. Und weiterwandern, in Hirnwindungen herumklettern, seinen Hypothalamus aufsuchen, den Satz abrufen, den einzigen Satz, der gilt. Den Satz- si me amas. Ihn abrufen, ihn springen sehen, von Synapse zu Synapse, seine Zeit abschätzen, bis er ankommt- Sekunden sind viel zu langsam-, gierig warten, bis er aufgesaugt werden kann, dieser Satz, ihn mitnehmen, ihn durch den Einstieg hinausschleusen und ihn mit sich schleppen in einem Sack auf dem Rücken.- Und Kilometer wieder zu Kilometer werden lassen, Null zu achtzig machen, wieder am anderen Ort sein, jetzt anders hindurchgehen als zuvor, den Satz auf ein Transparent schreiben, ihn entgegenschleudern allen, die ihn hören wollen oder auch nicht.
Ihn den Häusern, den Autos, Straßen entgegenhalten wie einen Abwehrzauber. Und dann immun sein gegen brüchige Wattemäntel, gegen hautlose Zeiten und glauben, dass der Boden jetzt trägt und die Luft reicht für immer.
Das alles wünschen und zugleich wissen, dass es nichts ist als eine Fata Morgana, dass es nicht mehr sein kann als das. Dass es Timetunnel nicht gibt, Kilometer nicht schrumpfen, dass es nichts gibt, damit Häuser und Autos und Straßen nicht schmerzen. Dass die Zahl der Zuckerstücke auf immer unbekannt bleiben wird, dass man Sätze nie abrufen wird wie diesen- wenn du mich liebst- gefunden auf einer alten Bronzefibel, dem Staub der Jahrhunderte entrissen, für den Bruchteil von Ewigkeiten gelebt.- Dass es überhaupt nichts gibt als Zeit, viel Zeit, die wohldosiert zwischen nie genannte Zuckerstücke und hängengebliebene Transparente zu schieben ist. So lange, bis kein Platz mehr ist für schmerzende Straßen und Autos und Häuser, bis alles prall und voll ist mit zugestopfter Zeit, alle Nahtstellen und überwuchert, von Moos überwuchert eines Tages. - Und schließlich und endlich glauben machen, es habe nie einen Morgen gegeben.- Einen Morgen danach."
-Ingeborg Bayer-

wann ist morgen?

im taxi lief "what a wonderful world" und die straßen und häuser wirkten wie die kulissen einer anderen stadt. weißt du noch? nein. du warst nicht dabei.
ich habe dich gesucht, ohne zu suchen. gehofft, ohne zu hoffen. und nichts gefunden. außer das gefühl, dass man morgens in einem taxi finden kann. das einzige, was da ist. ich habe mich verloren. wieder. ich wollte nie so sein. oder so werden. vielleicht doch? ich erinnere mich nicht.
suchst du mich?

Freitag, 29. Januar 2010

wir wollen es so.


wir tanzen und lachen. arbeiten. verdienen geld. ohne zu stöhnen. ohne nachzudenken. manchmal. und dann denken wir ganz viel. wir gehen bier trinken. brechen aus. liegen in fremden armen. in fremden betten. und fühlen uns so geborgen. beschützt. wir verlieren uns. finden uns wieder. wir machen immer weiter und sagen:"her mit dem schönen leben." und dann stehen wir an der straßenecke und haben alles wieder vergessen. es geht weiter. immer vorwärts. keine zeit für pausen. wir sind dankbar für die freunde, die uns begleiten. die tollen. und trotzdem helfen sie nicht immer gegen einsamkeit. oder fragen, die man sich stellt, wenn man im morgengrauen nach hause läuft und nichts hört außer sein herz.
wir sammeln momente. und heften sie ab. sie sollen am ende die geschichte erzählen. von den schlechten schneiden wir vielleicht die hälfte ab. aber die guten schauen wir uns immer wieder an, bis die seiten ganz verschlissen sind.
um am ende wirklich zu denken: wir wollen es so.

Montag, 25. Januar 2010

sichtweise.


ich liebe mein leben. gerade echt.
kanns manchmal selbst kaum glauben.
ist aber so.
einfach.
ich bin alleine, fühle mich aber nicht so.
sondern frei.
unabhängig.
und so, als könnte ich morgen barfuss ans andere ende der welt laufen und ein neues leben beginnen. ein anderes.
nicht weil ich es möchte, sondern weil ich es kann.
es fehlt niemand. nicht mal ein jemand.
ich bin einfach nur gespannt.
"es ist ein schier unanständiges und aufregendes gefühl, nicht zu wissen, was ich mit mir anfangen soll." (unentschlossen)
wobei...so ganz stimmt das nicht. ich habe tausend pläne und ideen. ich genieße es nur gerade in einem zwischenmoment zu schweben. ohne entscheidung. ohne konkretes ziel.
einfach da sein.
und die aussicht genießen.

Sonntag, 17. Januar 2010

Freitag, 8. Januar 2010

rückblickend.

was wäre wenn alles anders wäre..
wenn alles anders wäre, dann wäre ich mutig und hätte keine angst. dann würde ich mir immer glauben, was ich fühle und würde nicht dran denken, was wäre wenn...
ja ich weiß, du warst der richtige zur falschen zeit.
wenn alles anders gewesen wäre, hätte ich dir gesagt, dass ich mit dir gehe. das wir das schaffen. das es nicht lange ist und dass das, was wir haben, reicht.
dann hätte ich mich vor dich gestellt und dir ins gesicht gerufen: "ich bin hier." ich hätte dir gesagt, dass das leben zu kurz ist und das wenn man jemanden gefunden hat, ihn festhalten muss. man muss es wenigstens versuchen. um nichts zu bereuen. nie.
ich hätte dich so genommen wie du bist. und du mich.
wir hätten aufgehört drum herum zu reden. wären mutig und naiv gewesen.
wenn alles anders wäre, wäre ich jetzt nicht hier. vielleicht.
und das wäre doch schade.

Dienstag, 5. Januar 2010

die gute alte zukunft.

manche laufen so zielstrebig richtung zukunft, als wären sie schon mal da gewesen und würden den weg kennen.
also ich für meinen teil war noch nicht da. und mir fällt es oft auch schwer, überhaupt daran zu denken. zu sehr bin ich doch mit dem jetzt und hier beschäftigt. wie soll man da an morgen denken?
irgendwie komme ich immer erst in der zukunft an, wenn sie vor mir steht.
und überhaupt, was will ich von der zukunft?
nen job? ja.
die große liebe? ja. wenn sie gerade passt.
und ansonsten auch so manche sachen. und andere nicht.
und das mit der liebe ist auch so ne sache.
irgendwie ist sie ja doch ersetzbarer als freundschaft. für mich. momentan jedenfalls.
und über meine freunde kann ich mich wirklich nicht beklagen.
trotzdem beschäftigt mich die zukunft gerade sehr.
wo arbeite ich?
wo wohne ich?
mit wem?
neben wem schlafe ich ein?
neben wem wache ich auch?
und wem erzähle ich, wie mein tag war?
wer ist meine inspiration für meine texte?
einfach abwarten. zeit haben, um das leben auf sich regnen zu lassen.
aber zukunft wird zu gegenwart. und zu vergangenheit.
also leben. jeden tag. auskosten.
ich suche die menschen aus. die, die daran teilhaben.
anyone?

Montag, 4. Januar 2010

einfach. einfach?

jemand hat über sich selbst gesagt, er sei einfach.
einfach. hm. was bedeutet das überhaupt?
meine antwort war ziemlich schnell und eindeutig: "ich bin vieles. aber nicht einfach."
denke ich. oder?
ist es einfach, einfach zu sein?
ist einfach sein auf den charakter bezogen? hat es einen negativen unterton und wird als dumm verstanden?
oder meint einfach sein, einfach leben? also nur wenige dinge brauchen, um glücklich zu sein?
das wäre dann ja positiv.
oder einfach im sinne von rustikal?
ein leben auf einem hof. in einer strandhütte. nur die einfachsten und grundlegendsten dinge. liebe, familie, natur.
vielleicht bin ich in mancherlei hinsicht doch sehr einfach.
was meine gedanken, sorgen und kleinen neurosen angeht, aber wohl eher nicht.
dabei wäre es doch schön, wenn alles einfacher wäre..
einfach so.

Samstag, 2. Januar 2010

heute ist nur heute.

einfach faul sein.
wissen, was alles zu tun ist.
nichts machen.
schreibmaschine testen.
gedanken, die man denken muss.
entscheidungen abwägen. im kopf. und im bauch.
kaffee trinken.
sich seit gestern schon sonntaglich fühlen.
und noch immer auf sonntag warten.
im internet spazieren gehen.
ohne mütze und handschuhe.
und trotzdem schnee sehen.
sich über bilder freuen.
und texte.
einen brief schreiben.
so richtig.
musik hören. innerlich tanzen.
und auch ein bisschen äußerlich.
dinge sortieren. erinnerungen.
wegpacken. verstauen. rausholen.
merken, dass man wieder zu hause ist.
und sich einfach freuen, hier zu sein.

Freitag, 1. Januar 2010

hast du manchmal angst vor der freiheit?

ich bin vogelfrei.
und es fühlt sich großartig an.
ein bisschen wie schaukeln. früher als kind.
den kopf im wind. und hoch hinaus.
aber manchmal hab ich auch angst. angst davor, so frei zu sein.
wenn ich einen fuß vor den anderen setze. und meinen weg gehe.
egal wohin. immer nur dorthin, wo ich will.
man kann den boden unter den füßen verlieren.
wenn niemand da ist, um einen festzuhalten.
aber man kann auch tanzen, wie man will, weil keiner einen festhält.
und an einem zerrt. und zieht.
deswegen bedeutet freiheit manchmal auch alleine zu sein.
es schließt es sogar mit ein.
freiheit zu haben, bedeutet oft keine kompromisse einzugehen.
ein bisschen egoistisch zu sein.
aber freiheit bedeutet auch, dass ich entscheiden kann.
ganz frei.
wo ich stehen bleiben will.
und mit wem.
deswegen liebe ich es, frei zu sein.
und vielleicht lasse ich dich ja irgendwann mit auf meine schaukel.