Wie verloren ich damals durch die Straßen dieser Stadt gelaufen bin. Bei
jedem Wetter, jeder Uhrzeit. Laufen und laufen und rauchen. Immer
weiter laufen. Nur nicht stehen bleiben, nur nicht weinen. Niemandem zu
tief in die Augen schauen. // Es gibt kein Ankommen, hat K. gestern gesagt. Diese Sehnsucht, eine Illusion. Der Weg ist unser Leben, immer.
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Es war einer dieser Momente, für die es kein Wort, nur ein Geräusch gibt.
"Das hat sich gerade nach Abschied angefühlt", das denke ich, als ich nur noch deine Jacke ganz oben auf der Treppe erkenne. Als würde ich nicht in die S-Bahn, sondern in einen Fernzug steigen. Als
würde ich nicht bloß ein paar Stunden, sondern Wochen oder sogar Monate
fort sein.
Wie wir da stehen, der leuchtende Abendhimmel über uns. Nicht sicher,
wann und wo wir uns wiedersehen werden. Blicke, die alles sagen sollen.
Berührungen, die alles versprechen. Die leisen Zweifel nur kurz
sichtbar, weil du die Füße so seltsam drehst. Weil ich einmal zu oft die eine Haarsträhne hinter mein linkes Ohr streiche. Ein viel zu warmer
Tag für Ende Oktober.
Ich hoffe, dass es diese Abschiede für uns nicht mehr geben wird.
Sie sitzt in der Mitte des Zimmers auf dem kleinen roten Sessel, den wir
damals auf dem Flohmarkt gefunden haben. Die ganze Wohnung ist leer und
groß und es hallt. Sie sitzt da und wartet, scheinbar. In Gedanken
versunken, nicht ganz da, fast fort. Vielleicht hört sie auch zu. All den
Geschichten, den Erinnerungen, die zwischen den alten schrägen Dielen
und der Stuckdecke hängen.