Mittwoch, 20. Juli 2011

somewhere.

wir lagen nackt und hand in hand auf dem großen bett, das mitten in dem exakt quadratischen hotelzimmer stand. es war unerträglich. alles war heiß: die laken, die wände, die luft, wir. der hochsommer war in voller blüte und man konnte nichts tun, außer warten. auf den abend, die nacht, die langsam kühlend über die stadt zog. also lagen wir da. rauchend und denkend und wartend.
ich kann mich nicht mehr erinnern, wer von uns zuerst etwas sagte..."mhm" erwiderte ich auf eine seiner fragen, ohne mir ganz sicher zu sein, welche er gestellt hatte. ich hörte nur den deckenventilator surren.

wir waren jetzt seit 6 tagen hier. in dieser irgendwie unheilvollen und doch wunderschönen stadt.
wir saßen gerade mit einem glas rotwein in unserer kleinen küche, als wir spontan entschlossen hatten, diese reise zu machen.
wegen fernweh und alltag. und das wetter hatte auch eine rolle gespielt. wir waren uns schon immer einig in diesen dingen. wir hatten wohl einfach ein ähnliches heim- und fernweh-empfinden, das sich regelmäßig zur gleichen zeit meldete.
dieses mal war es diese situation. eine situation bei der man auf der stelle tritt. irgendwie. und dabei gleichzeitig in die falsche richtung läuft. ja, das geht.
eine situation, in der man morgens aufwacht und gerne rennen würde. wegrennen, ohne dabei aufzustehen.
wenn ich das jetzt erzähle, kann ich mich nicht erinnern, ob es mir so ging oder ihm. oder uns beiden.
wir waren jedenfalls kurzerhand losgefahren. mit rucksäcken und ein bisschen geld. zum flughafen und haben gebucht.
so waren wir also hier gelandet.
irgendwie und irgendwo.
die letzten tage hatten fast ausschließlich daraus bestanden, nichts zu tun. obwohl wir darin nicht viel übung hatten, waren wir erstaunlich gut. wir schliefen, wachten auf, einer holte kaffee, wir lasen und lagen und atmeten. und dann war abend. und manchmal setzten wir uns mit bier oder wein auf das dach des kleinen appartmenthauses und fühlten und dabei immer wie jugendliche. das mochten wir. so wie den geruch nach sonnenmilch und vebrannter haut, der von den kleinen straßen zu uns hoch zog.
an einem tag hatte ich versucht alles in zeitlupe zu machen. ich weiß gar nicht warum. mir war morgens nach dem aufwachen eingefallen, dass meine mutter mir immer von einem buch mit dem namen 'die entdeckung der langsamkeit' erzählt hatte. und jetzt war ich auf der suche. er hat mich an diesem tag immer nur angegrinst und meine stirn geküsst.

aber morgen war es soweit. ich hatte von einem kleinen markt gelesen, den ich besuchen wollte und so hatte ich beschlossen, morgen in die stadt zu gehen.
am nächsten morgen wollte er nicht mitkommen und wollte lieber unser prokrastinationsprogramm fortführen.
also zog ich alleine los. mit einem kaffee und einem kleinen faltbaren stadtplan bewaffnet, schlurfte ich durch die kleinen gassen. immer auf der suche nach dem nächsten fleckchen schatten. die hitze war unerträglich.
nach unzähligen abzweigungen und kleinen geleerten wasserflaschen, war ich endlich da und wusste sofort, dass sich der weg gelohnt hatte.
ich stand mitten auf einem kleinen, ganz alten marktplatz. umsäumt von ebenso alten kleinen häusern. fast jedes der kleinen häuser hatte einen kleinen balkon. und auf fast jedem kleinen balkon saß eine alte frau. vorzugsweise mit hut. ich war begeistert und sog alles in mich auf. die marktstände waren dicht gestellt und es gab wirklich alles hier zu kaufen. schmuck, kuchen, lebende hühner, alte bücher, gemälde und frisches obst. ich schlenderte in zeitlupe, die ich inzwischen recht gut beherrschte, an den ständen vorbei und blieb hin und wieder stehen.
als die ersten anfingen ihre waren in kisten zu verpacken, suchte ich mir ein kleines café am rande des platzes und setzte mich an einen runden tisch, der direkt unter einem großen baum stand.


ich aß und trank und saß und atmete. ich war unendlich zufrieden. woher diese unendliche zufriedenheit auf einmal kam, konnte ich mir auch nicht ganz erklären, da nichts besonderes passiert war. aber es war so. ich war zufrieden.
ich seufzte und beschloß nach hause zu gehen.

the end.



ziemlich verstört schlage ich das magazin zu und lehne mich zurück. mein noch voller, inzwischen kalter kaffee steht vor mir und ich habe meine mittagspause schon mindestens 15minuten überzogen.
beim rausgehen vergesse ich fast meine tasche und in welche richtung ich muss, weiß ich plötzlich auch nicht mehr.

ich laufe einfach weiter und biege in die nächste straße ein. somewhere steht in dicken buchstaben an der blassrosa hauswand. ich seufze und beschließe nach hause zu gehen.

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